Ideen- und Erfahrungsaustausch zu Gipsprodukten in Russland
6th International Gypsum Conference of the Russian Gypsum Association,
Perm/Russia (05.–07.09.2012)
Die außergewöhnlich große Resonanz der Konferenz spiegelte sich auch in einem breiten Vortragsprogramm wider. Der zum Tagungsbeginn überreichte Konferenzband beinhaltet 38 Beiträge (ausschließlich in russischer Sprache), die zum überwiegenden Teil vorgetragen wurden.
modifizierte Gipsbindemittel und calciumsulfathaltige Bindemittelsysteme,
Wirkungsweise der Zusatzmittel beim Hydratationsprozess,
Verwertung von Reststoffen bei der Produktion von Calciumsulfatbaustoffen.
R. Rakhimov untersuchte den Einfluss von Keramsitstaub und Hochofenschlacke in Gips-Komposit-Bindemitteln auf die Festigkeit und die Feuchtebeständigkeit. Dabei wurden Druckfestigkeiten um 25 MPa erzielt und der Erweichungskoeffizient betrug ca. 0,75. Als Einsatzfelder eines solchen Binders werden Putz-, Mauer- und Verfüllmörtel gesehen.
Die Verbesserung des Feuerwiderstandes von Gipsplatten stand im Mittelpunkt des Beitrages von Dr. H.‑B. Fischer. Vorgestellt wurde eine Methode zur Quantifizierung des Rissbildes nach einem Brandversuch. Außerdem wurden die Auswirkungen verschiedener Zusätze hinsichtlich des Feuerwiderstandes beschrieben.
Grundlage vieler Diskussionen bildeten die Ausführungen von A. Pustovgar. An diversen Beispielen erläuterte er Möglichkeiten der Nutzung nichtlinearer Wellen im Bereich der Bauindustrie. Auch in der Gipsindustrie scheinen Anwendungen möglich, so zur Einsparung von Zusatzmitteln und zum verschleißarmen Mischen.
Mit theoretischen Aspekten der Anregung des Verfestigungsprozesses von Anhydrit A II setzte sich Vasily G. Klimenko auseinander. Im Ergebnis seiner Einschätzungen kommt er zu dem Schluss, dass eine gemischte Anregung wenig effektiv ist.
Den Abschluss der Plenarvorträgen bildeten Ausführungen von Skorzov zum Vergleich russischer und europäischer Normen für Gipsplatten sowie A. Bykov über die von der Knauf-Gruppe betriebene Weiterbildung.
Zur Ausbildung der Gipssteinstruktur sprach M. Garkavi. Eine Festigkeitszunahme wurde durch Zugabe von Nanoröhren und Polymerpulver erzielt. Die Verdichtung der Struktur führte er auf ein Anwachsen der Anzahl von Kontaktstellen zwischen den Gipskristallen zurück.
Y. G. Meshtsheryakov u. a. zeigten Möglichkeiten der Nutzung von Phosphogips zur Herstellung von Bauelementen auf.
Die Nutzung von Abfallstoffen bei der Herstellung von calciumsulfathaltigen Bindemitteln und Gipsbauteilen spielte in einer Vielzahl von Beiträgen eine wichtige Rolle, so bei A. A. Ponomarenko u. a., S. V. Sytshugov u. a., V. B. Petropavlovskaya u. a., B. S. Batalin u. a.
In den Beiträgen von M. A. Michejenkov und E. Potapova sowie Khasejev u. a. wurde über Möglichkeiten der Verbesserung der Feuchtebeständigkeit von Gipsbauteilen berichtet.
Mit einer derartig großen Anzahl von Vortragswünschen hatte selbst der Veranstalter nicht gerechnet. Daher musste die Zeiten für Anfragen stark eingeschränkt werden. Das tat dem Meinungsaustausch allerdings keinen Abbruch, da in den Pausen, beim Empfang sowie während der Fachexkursionen ausreichend Zeit für Diskussionen vorhanden war. Das Rahmenprogramm mit der Besichtigung des Knauf-Werkes in Kungur sowie der Anhydrit-Eishöhle bei Kungur fand bei den Tagungsteilnehmern regen Zuspruch. Am Abschlusstag bildeten eine Schifffahrt auf der Kama und ein anschließender Museumsbesuch die Möglichkeit, die Gastgeberstadt der 6. Gipskonferenz besser kennenzulernen.
Die wissenschaftlichen Vorträge ließen ein verstärktes Engagement seitens der Universitäten Russland am Baustoff Gips deutlich werden. Die europäischen Anlagen- und Zusatzmittelproduzenten konnten sich in gewünschter Weise dem russischen Markt vorstellen. Außerdem wurde in Fachgesprächen deutlich, dass die Gipsindustrie Russlands ihr Potential noch längst nicht ausgeschöpft hat. Für diese sehr gelungene Konferenz gebührt dem Veranstalter hohe Anerkennung und der besondere Dank aller Tagungsteilnehmer. Perm war in jeder Hinsicht eine Reise wert!