Ashland Specialty Ingredients ist seit Jahrzehnten führend in der Entwicklung von Zusatzstoffen, die Unternehmen in der globalen Bauindustrie helfen, Kosten zu sparen und die Produktqualität zu verbessern. Diese Aufgabe ist heute bedeutender denn je durch die Herausforderungen in der globalen Bauindustrie.
Torsten Busch ist dafür verantwortlich, die neuen Produkte von Ashland Speciality Ingredients auf den Markt der globalen Bauindustrie zu bringen. Vor kurzem kam es zu einem Gedankenaustausch mit ZKG International über Herausforderungen und Möglichkeiten bezüglich Lösungen für einige der schwierigsten Probleme dieser Industrie.
ZKG: Herr Busch, Sie haben mehr als 28 Jahre an Erfahrungen in der Entwicklung von innovativen Produkten für den Bausektor. Wie hat sich die Bauindustrie in diesem Zeitraum entwickelt?
Busch: Die globale Bauindustrie entwickelt sich in unterschiedlicher Weise. Auf vielen Märkten gibt es einen starken Wettbewerb unter den Baufirmen, Mörtelproduzenten und anderen Unternehmen in Richtung verbesserter Leistung und größerer Produktivität. Globale und regionale Industrienormen sind immer wichtiger geworden, und unsere sowie deren Kunden müssen sehr spezifische Kriterien und Spezifikationen hinsichtlich Produktqualität und Haltbarkeit erfüllen.
Firmen, die heute für diese Branche arbeiten, müssen eine langfristige Garantie für ihre Arbeit übernehmen. Und das aus gutem Grund! Ein Beispiel: Wenn teure Wandfliesen im Bad wegen einem minderwertigen Kleber nicht auf dem Untergrund haften bleiben, müssen Sie mit der ganzen Arbeit von vorne anfangen. In anderen Regionen verändert sich auf den Baustellen der Einsatz bestimmter Materialien – von traditionellen Zement- und Sandgemischen zu moderneren, gebrauchsfertigen Systemen. Und auch die Anwendungsmethoden ändern sich: Zum Beispiel gibt es einen Trend von manuellen zu maschinellen Anwendungen aus Gründen der Produktivität. Unsere Aufgabe in der Produktentwicklung ist es, neue Technologien zu finden, um diesen Bedürfnissen zu entsprechen.
ZKG: Was betrachten Sie als das wichtigstes Einzelelement hinsichtlich der Fähigkeit von Ashland, erfolgreich wertsteigernde Zusatzstoffe für die Bauindustrie zu entwickeln? Warum?
Busch: Das wichtigste Element sind unsere Mitarbeiter. Die eindeutige Stärke von Ashland besteht darin, dass diese Menschen sowohl die Entwicklung der Zusammensetzung als auch die Anwendungstechnologien und -methoden komplett verstehen. Unsere Teams auf den Gebieten Marketing, Forschung und Entwicklung, technischer Service und Vertrieb arbeiten sehr eng mit unseren Kunden zusammen. Das versetzt uns in die Lage, die Bedürfnisse und Trends des Markts zu erkennen und kreativ anzugehen. Wir beschäftigen uns bei Ashland nicht mit der Chemie an sich, sondern mit Lösungen für komplexe Probleme auf dem Markt.
ZKG: Wieviel Zeit verbringen Sie in der Praxis damit, mit Zement- und Mörtelherstellern, Baufachleuten und anderen zu sprechen? Was wollen Sie aus diesen Gesprächen lernen?
Busch: Die Hälfte meiner Arbeitszeit bin ich auf Reisen. Das gestattet es mir, detaillierte Gespräche mit Kunden zu führen. Es erlaubt mir auch, Kundenseminare zu leiten, auf denen ich mit Herstellern von Werkstoffzubereitungen, Topmanagern, Marketingführungskräften und anderen einen Dialog führen kann.
Für mich ist dieser Austausch mit den Kunden wichtig und der spannendste und nützlichste Teil meiner Arbeit. Ich bin seit fast 29 Jahren in diesem Job, und ich kann mich nicht an ein einziges Gespräch mit einem Kunden erinnern, aus dem ich nicht etwas gelernt habe. Man kann nicht in einem Büro abseits vom Markt sitzen und Entscheidungen treffen, von denen man glaubt, dass sie wichtig für seine Kunden sind. Man muss lernen, was wichtig für den Kunden ist.
ZKG: Können Sie die Fähigkeiten von Ashland Speciality Ingredients in der Produktentwicklung definieren? Über welche Ressourcen verfügt Ashland bei der Produktentwicklung?
Busch: Ashland fühlt sich als eine der weltweit führenden Firmen der Branche verpflichtet, die dringendsten Probleme der Bauindustrie zu lösen. Das erfordert bedeutende technische Fähigkeiten, und wir haben in mehreren Ländern Forschungs- und Entwicklungszentren. Die Zentren mit dem größten Fokus auf die Bauindustrie befinden sich jedoch in Düsseldorf und Wilmington, Delaware/USA.
Um abzusichern, dass wir die regionalen Bedürfnisse verstehen und auf sie reagieren können, verfügen wir auch über ein Netzwerk an technischen Servicezentren in Europa, China und Indien, in denen unsere Technik-Experten unsere Vertriebsorganisationen und Kunden unterstützen. Diese Labors sind komplett ausgestattet mit den modernsten Instrumenten und verfügbaren Technologien. Sie versetzen uns in die Lage, unsere Produkte und neue Produktentwicklungen unter echten Baustellenbedingungen zu testen, indem regionale Anwendungsmethoden eingesetzt werden. Und schließlich hat Ashland weltweit Produktionsanlagen nach dem neuesten Stand der Technik, um eine zuverlässige Versorgung der Kunden mit unseren Produkten zu sichern.
ZKG: Was sind die Herausforderungen bei der Entwicklung von Zusatzstoffen für die globalen Baumärkte?
Busch: Bestimmte Nachfragen auf dem Markt sind global, andere sind regional, und einige sind kunden- bzw. anwendungsspezifisch. Dafür gibt es viele Beispiele. Einerseits unterscheiden sich die klimatischen Bedingungen und die Leistungsanforderungen oft sogar innerhalb eines Landes. Andererseits unterscheidet sich die Qualität von Zement und Zuschlagstoffen von Land zu Land. Die Herausforderung für Ashland als Zulieferer ist es, diese Unterschiede zu verstehen und Produkte zu entwickeln, die den regionalen und lokalen Bedürfnissen entsprechen, die unter regionalen und lokalen Bedingungen funktionieren und die mit lokal verfügbaren Rohstoffen herstellbar sind. Im Allgemeinen wird ein für europäische Anwendungen entwickeltes Produkt nicht gleichermaßen in Asien funktionieren. Dafür sind Rohstoffe und Arbeitsgewohnheiten einfach zu unterschiedlich.
ZKG: Wie wichtig ist die Schnelligkeit, mit der ein neues Produkt auf den Markt gebracht wird, in einer Welt, in der die Geschwindigkeit des Wechsels zunimmt?
Busch: Geschwindigkeit ist extrem wichtig, aber sie kann nicht eine gute Wissenschaft, ein komplettes Verständnis der Marktnachfrage und geeignete Produktentwicklungsverfahren ersetzen. Es liegt an uns, in geeigneter Weise hochwertige Projekte zu entwickeln und die Produkte rechtzeitig auf den Markt bringen. Wir arbeiten mit einem hochgradig erfolgreichen, internen Prozess, um zu garantieren, dass wir unsere Zeitvorgaben einhalten und nur für die wichtigsten und bedeutendsten Projekte Ressourcen einsetzen. Ashland ist nicht alleine auf dem Markt. Wir wissen, dass unsere Kunden anderen Zulieferern ähnliche Innovationsmöglichkeiten geben, wenn unser Produktentwicklungsprozess langsam und schwerfällig ist.
ZKG: Wie lange dauert es, bis ein innovativer Zusatzstoffe entwickelt ist?
Busch: Was die Zeit betrifft, so kann die Entwicklung eines Zusatzstoffes von ein paar Monaten bis zu mehreren Jahren dauern – je nach Komplexität des Projekts. Der Durchschnitt liegt wahrscheinlich zwischen sechs und 18 Monaten von der Idee bis zur Vermarktung. Die Vorbereitungsarbeiten bei der Produktentwicklung sind extrem wichtig, und die Korrekturen von Fehlern in dieser Phase sind sehr kostspielig. Je eher man die Marktbedürfnisse versteht, desto weniger Zeit wird benötigt während der Produktentwicklung und bei der Markteinführung.
Wenn der Geschäftsfall einmal klar ist, gelangt das Projekt in die Hände unseres Bereichs Forschung und Entwicklung, der sehr eng mit den bereits definierten Zielkunden zusammenarbeitet. Nachdem das Produkt in der Entwicklung intern bewertet wurde, bitten wir unsere Kunden um eine Bewertung, um zu garantieren, dass es ihren Erwartungen entspricht. Erst wenn wir ein positives Feedback von den Kunden haben, treiben wir das Projekt voran, schulen unsere Vertriebs- und Marketingteams und vermarkten den Zusatzstoff.
ZKG: Wie würden Sie eine erfolgreiche Partnerschaft zwischen Führungskräften der Bauindustrie und Ashland Speciality Ingredients definieren? Können Sie ein Beispiel nennen, wie sich eine solche Partnerschaft auf dem Markt auszahlt?
Busch: In der Welt der Produktentwicklung basiert die beste Partnerschaft auf gegenseitigem Vertrauen, auf der Vorurteilsfreiheit der Partner, und dass die Beziehungen so transparent wie möglich sind. Vor kurzem arbeiteten wir eng mit einem sehr renommierten asiatischen Kunden zusammen, einem führenden Hersteller von Feinputz. Das Ziel unserer Partnerschaft war die Entwicklung eines Zusatzstoffes, der die Effizienz und Effektivität in einem extrem heißen und trockenen Klima verbessert. Nach mehr als einem Jahr der Zusammenarbeit mit diesem Kunden zahlten sich unsere Bemühungen aus, als wir Ashland AquathermTM auf den Markt brachten. Das ist ein Zusatzstoff, der die Leistungsfähigkeit von Feinputz erhöht, wenn die Temperaturen im Freien 35°C überschreiten.
Die harte Arbeit, Ashland Aquatherm auf den Markt zu bringen, zahlte sich schließlich für alle Beteiligten aus. Das ist das Ziel, das Ashland erreichen will.
ZKG: Was sehen Sie am Horizont der Entwicklung wertsteigernder Zusatzstoffe für die Bauindustrie? Von woher werden die nächsten Erfolge kommen?
Busch: Die Möglichkeiten für die nächste Generation von Zusatzstoffen sind nahezu unbegrenzt. Neue Trends in der Industrie sind die besten Anhaltspunkte bezüglich der Probleme für diese neuen Zusatzstoffe. Nehmen Sie zum Beispiel die Produktion von gewöhnlichem Portlandzement, die große Mengen an Energie verbraucht und in hohem Maß CO2-Emissionen erzeugt. Da immer mehr Menschen für Nachhaltigkeit sind, wollen Zementhersteller den CO2-Ausstoß ihrer Produkte reduzieren. Das ist eine Möglichkeit für ein Unternehmen wie Ashland, einen Zusatzstoff zu entwickeln, der die Nachhaltigkeit zu einem Eckpfeiler eines Bauwesens der neuen Zeit macht.
Es gibt auch einen aufstrebenden Markt für leichtere, dünnere und größere dekorative Fliesen. Es ist nicht möglich, diese Fliesen mit traditionellem Kleber anzubringen. Könnte Ashland einen bahnbrechenden Zusatzstoff für effizientere und effektivere traditionelle Mörtel zur Anbringung dieser leichteren und größeren Fliesen entwickeln? Sicherlich.
ZKG: Wie Sie bereits erwähnten, ist Nachhaltigkeit weiterhin zunehmend wichtig in der ganzen Welt. Welche Rolle spielt dieser Faktor bei der Entwicklung neuer Zusatzstoffe?
Busch: Nachhaltigkeit und Umweltschutz sind wichtig bei der Entwicklung leistungssteigernder Zusatzstoffe. Ein Wettbewerbsvorteil von Ashland ist, dass unsere Produkte in einem großen Umfang auf Zellulose beruhen, und Zellulose ist ein erneuerbarer Rohstoff. Ein wesentlicher Punkt für die Wachstumssegmente unserer Industrie liegt darin, Lösungen für das Problem des hohen Energieverbrauchs zu finden. In Regionen mit heißem Klima wird eine Menge Energie für Klimaanlagen verschwendet. In vielen kalten Regionen wird mehr Energie für das Heizen verbraucht, als es nötig ist. Ashland bietet Lösungen für die hochwertige Installation von Wärmeisolierungssystemen und zur Verbesserung ihrer Leistungsfähigkeit. Davon profitieren sowohl die Menschen als auch die Umwelt.
ZKG: Mitte 2011 hat Ashland das Unternehmen International Speciality Products gekauft. Wie hat das die Produktentwicklung von Ashland Speciality Ingredients beeinflusst?
Busch: Der Erwerb von ISP hat uns neue Türen eröffnet hinsichtlich des Umfangs unserer Produktentwicklungsarbeiten. Wir können jetzt mit unseren Kunden mehr über die Chemie sprechen, was die Diskussionen noch fruchtbarer gestaltet. Der Erwerb und die Integration von ISP in Ashland trägt auch dazu bei, das Potenzial neuer Produkte zu verstehen, die wir vorher nicht im Programm hatten.
Ein Beispiel ist Zementschlämme für Fliesen. Vor dem Erwerb von ISP lieferten wir vorrangig Zelluloseether wie CulminalTM und die redispergierbaren Polymerpulver AquapasTM, um die Zementschlämme zu verbessern. Jetzt können wir einen anderen interessanten Leistungsverstärker hinzufügen, nämlich Biozide. Bäder und Fassaden mit Pilzbelag und/oder Algen sehen nicht nur schlecht aus, sondern sie stellen auch Gesundheitsrisiken dar. Ashland steht jetzt besser da, um diese Probleme anzugehen und gleichzeitig die Qualität von Keramikflächen zu verbessern.