VDMA und LAI gemeinsam auf Reisen
VDMA ROADSHOW “CEMENT + MINERALS LATIN AMERICA”
Peru
„Die peruanische Zementindustrie ist außerordentlich interessiert an Qualität und Innovation“, führte der Vorsitzende des Zementverbandes, Gonzales de la Cotera, aus. Wir benötigen Investitionen, um uns weiter verbessern zu können.“ Diese Aussage traf er vor dem Hintergrund, dass die Produktion der peruanischen Zementindustrie im Jahr 2012 um 12 % gestiegen ist. Das 1. Quartal 2013 weist sogar eine Steigerung um 13 % aus.
Auch der peruanische Bauverband sieht die Zukunft positiv. Es ist Wachstum angesagt, da man keine Finanzkrise kennt. Die Kostenstruktur ist gleichfalls in Ordnung. „Unsere Minen produzieren deutlich billiger als die unserer Nachbarn, und so wird uns ein Preisrückgang nicht so heftig treffen“, so Schmidt.
Vor diesem positiv denkenden Publikum fand auch der Leiter der VDMA-Delegation, Lothar Jungemann, großes Interesse, als er die Leistungsfähigkeit und die Qualität der deutschen Zementanlagenbauer und Zulieferer darstellte. „Insbesondere in Sachen Energieeffizienz und Ressourcenschonung sind die Deutschenauf vielen Gebieten Vorreiter“, führte er aus.
Die gute allgemeine Stimmung übertrug sich auf die Roadshow. In vielen Gesprächen zwischen deutschen Firmenvertretern der VDMA-Mitgliedsfirmen und den Besuchern wurde mehr über Zukunftsprojekte als über Wirtschaftsprobleme gesprochen.
Die deutsche Zulieferindustrie findet in Peru gute und zuverlässige Partner. Peru ist stabil und im Aufschwung. Es scheint, als hätte Deutschland diesen Teil der Welt vernachlässigt. Bevor auch hier die Asiaten den Markt erobern, sollten deutsche Unternehmen ihre guten und historischen Kontakte intensivieren und Peru und Südamerika allgemein wieder mehr Aufmerksamkeit schenken. Wenn deutsche Firmen in dieser Region Erfolg haben wollen, dann ist es dringend notwendig, dass sie öfter persönlich ihre potenziellen Kunden besuchen und informieren.
Mit 100 Zuhörern war das Bergbausymposium in Lima ebenfalls ausgezeichnet besucht. Verbandspräsident Romulo Mucho eröffnete mit einer Darstellung der Situation der Minengesellschaften in Peru. Er wies insbesondere auf die Schwierigkeiten hin. Diese liegen vor allem in der Unsicherheit, die durch die sozialen Schwierigkeiten in manchen Regionen hervorgerufen wird. Nicht selten führt das bis hin zu Unruhen, die im Wesentlichen durch jahrelange Misswirtschaft und Ausbeutung von Mensch und Natur begründet sind. Bei allem guten Willen, auch der Regierung, gelingt es derzeit nicht, die Probleme kurzfristig zu lösen. Verschärft werden die Probleme durch die Unsicherheiten in der Handhabung der neuen Sozial- und Umweltgesetzgebung.
Dennoch entwickeln sich Produktion und Investitionen positiv. 14,8 Mrd. t Export sind neuer Landesrekord. Von den insgesamt 8 Mrd. US Dollar Investitionen pro Jahr gehen allein 46 % in die Exploration neuer Lagerstätten. Fachleute meinen, dass derzeit nur 8 % der Bodenschätze Perus bekannt seien. Bis 2016 sollen 20,7 Mrd. US$ in sieben Minenbetriebe investiert werden und die Produktion von reinem Kupfer auf 1 502 000 t gesteigert werden. Zusätzlich sollen bis 2018 sechs neue Minen für die Förderung von Kupfer, Silber, Kalium und Eisenerz erschlossen werden.
Insgesamt präsentieren die Peruaner imponierende Zahlen. Dabei ist ihnen klar, dass diese erfreuliche Entwicklung durch Einsatz modernster Techniken und Maschinen erreicht worden ist.
Insofern war der Besuch der sieben Fachfirmen aus Deutschland hoch willkommen, denn sie warteten mit Informationen über modernste Technik auf. Dabei wurde deutlich, dass die Entwicklung sowohl moderner Maschinentechnik als auch neuer Prozesstechnologien nur auf wissenschaftlicher Basis möglich sind. So war es für die Zuhörer extrem interessant, als Prof. Dr. Holger Lieberwirth von der Technischen Universität Bergakademie Freiberg die Möglichkeiten moderner Aufbereitungstechnologie für Rohmaterial als auch für Recyclingmaterial darstellte.
Chile
Vor Beginn des Symposiums fand in der Deutschen Botschaft in Santiago de Chile ein Briefing durch Dr. Annette Weerth, Leiterin des Wirtschaftsreferates, statt. „Die Wirtschaft in Chile liegt bei einem Brutto-Inlandsprodukt von 268 Mrd. US$ auf dem sechsten Platz in Südamerika. Es gibt in Chile wenige Großfirmen, die die Entwicklung des Landes wesentlich beeinflussen. Ein Drittel des BIP wird exportiert“, führte Weerth aus. Die stärksten Handelspartner seien China und die USA, Deutschland liege auf Platz 5. Chile habe die meisten Freihandelsverträge mit anderen Ländern und zeichne sich neben dieser Marktoffenheit zusätzlich durch eine hohe Rechtssicherheit und eine hohe Kreditwürdigkeit aus.
„Das jährliche Wachstum liegt bei 4,5 % und wird auch in den nächsten Jahren auf diesem Niveau bleiben“, erklärte die Referatsleiterin weiter. Die Arbeitslosigkeit betrage derzeit 6,4 %. Das starke Wachstum der letzten 20 Jahre habe dazu geführt, dass nicht alle Infrastrukturen mit diesen Änderungen Schritt halten konnten, so dass in den nächsten Jahren neue Häfen, Flughäfen und Strukturprogramme realisiert werden müssten.
In den weiteren Gesprächen erfuhr die Delegation, dass das 17-Millionen-Einwohner-Land nicht nur über ein Drittel der weltweiten Kupfervorkommen sehr guter Qualität verfügt, sondern auch über erhebliche Vorkommen an Lithium, Silber, Rhodium und weiteren seltenen Mineralien. 67 % des Bergbaus, dem Motor der chilenischen Wirtschaft, liegen in privaten Händen. Staatliche und private Unternehmen wollen bis 2020 ca. 60 Mrd. US$ in die Verbesserung der Anlagen und die Erschließung neuer Vorkommen investieren. Dabei wird es darauf ankommen, dass auch die Gewinnungsprozesse modernisiert werden.
Die Notwendigkeit zu Innovationen ist den chilenischen Akteuren bekannt, und so verwundert es nicht, dass die chilenische Regierung alles tut, um das Bildungssystem zu verbessern und die Forschung und Entwicklung mit neuen Impulsen zu versorgen. Die chilenischen Gesprächspartner betonten auch wiederholt ihr Interesse an einer Kooperation mit den deutschen Universitäten und Firmen, insbesondere auf dem Gebiet der Forschung und Entwicklung, und bezeichneten ihr Heimatland als idealen Einstiegsmarkt für deutsche mittelständische Unternehmen, da der Markt zwar „klein, aber auch sehr fein sei“.
Das sieht auch das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi) ähnlich. Zusammen mit der AHK Chile hat man unter www.rohstoffzentrum.cl eine Internetplattform geschaffen, die den Zugang deutscher Unternehmen zu Informationen zu rohstoffrelevanten Themen erleichtern und verbessern soll. Zur weiteren Verbesserung der Kontakte zwischen den Ländern wird sicherlich auch das jüngst unterzeichnete bilaterale Abkommen zur Intensivierung der Zusammenarbeit im Rohstoffbereich beitragen.
Brasilien
Beim Mining-Symposium in Belo Horizonte verfolgten mehr als 100 Bergbau-Fachleute die Ausführungen der deutschen Spezialisten zu den Themen Prozesseffizienz, Ressourcenschonung und Energieeinsparung. In den vielen intensiven Fachgesprächen wurde immer wieder deutlich, dass der Rohstoffhunger der Welt, insbesondere der von China, auch in Brasilien boomartige Spuren hinterlassen hat. Viele Minen sind in den letzten fünf Jahren in ihrer Kapazität verdoppelt oder verdreifacht worden. Im Bereich Belo Horizonte liegt die Arbeitslosenquote bei 6 %, weitere Produktionssteigerungen sind fast nicht mehr möglich, da es an qualifiziertem Fachpersonal mangelt. Insofern war man sehr interessiert, von unserem dualen Ausbildungssystem zu hören.
Als positiven Effekt des Booms kann festgestellt werden, dass durch die Schaffung neuer Arbeitsplätze in den letzten Jahren in Brasilien 30 bis 40 Mio. Menschen weniger in Armut leben als zuvor. Dennoch hat der Boom auch negative Auswirkungen gehabt. Die Bürokratie nimmt Überhand, die Korruption ist oft nicht mehr kontrollierbar, das Staatswesen zu teuer und die Abgabenquote ähnlich hoch wie in der Bundesrepublik. Auch die Kriminalität ist weiterhin Thema. Dennoch muss festgestellt werden, dass das Brasilien von heute sehr viel besser und stabiler ist, als das Brasilien vor 20, 30 Jahren.
Von dem Boom profitiert natürlich auch die Baustoffindustrie. So stieg die Zementproduktion inzwischen auf nahezu 70 Mio. t mit weiter steigender Tendenz. Auch in der nahen Zukunft sollen weitere moderne Zementwerke gebaut werden. Da die meisten der Delegationsteilnehmer über eigene Niederlassungen in Brasilien verfügen, hörte man diese Nachricht mit großer Zufriedenheit.
Die Gespräche während des Zementsymposiums bestätigten die positive Markteinschätzung. Natürlich sind auch die beiden Großevents Fußballweltmeisterschaft und Olympiade für die positive Grundstimmung in der Industrie mit verantwortlich, wenngleich in der Bevölkerung zunehmend auch kritische Stimmen zur staatlichen Ausgabenpolitik zu hören sind.
Fazit
Die Reise durch die drei Länder hat allen Teilnehmern wieder einmal deutlich gemacht, dass das persönliche Gespräch und der Besuch vor Ort durch kein anderes Medium zu ersetzen sind. Wenn der deutsche Mittelstand und die deutsche Industrie ihren guten Ruf in Südamerika beibehalten wollen, ist es dringend erforderlich, dem amerikanischen Subkontinent wieder verstärkt Aufmerksamkeit zu schenken.