Steigender Bedarf an neuen Baumaterialien
second indian drymix mortar conference, MUMBAI/india (15.03.2012)
drymix.info, die Internationale Gemeinschaft für Trockenmörtel, vereinte bereits im November 2009 erstmals die wichtigsten Interessengruppen in Mumbai mit dem Ziel, den indischen Markt kennenzulernen und die Vorrausetzungen für die Einführung von industriellen Mörteln zu verbessern. Daran anknüpfend gab es ein Round Table Meeting im Juli 2011, der hauptsächlich Trockenmörtelhersteller für eine offene Diskussion über die Herausforderungen des Marktes in Indien zusammenbrachte. Am 15.03.2012, fand die Second Indian Drymix Mortar Conference im Leela Kempinski Hotel in Mumbai statt, wo sich wieder die gesamte Branche traf (Bild 1).
Das Konferenzprogramm bestand aus Vorträgen (Bild 2) über die Leistung von neuen Additiven und Bindemitteln, die Optimierung von Trockenmörtelformeln für die Gegebenheiten in den Subkontinenten, Produktionstechnologien, die Entwicklung von Standards und Marktdaten. Es gab eine moderierte Podiumsdiskussion (s. Infokasten) mit nationalen Experten und eine kleine Ausstellung („Industry Showcase“).
Ferdinand Leopolder, Präsident von drymix.info, begrüßte ca. 100 Delegierte und eröffnete die Konferenz. Dr. Markus Möller (Rockwood Additives) begann mit einem Vortrag über die Nutzung von anorganischen Verdickungsmitteln in mineralisch gebundenen Systemen mit praktischen Beispielen für Formulierer und Endnutzer. Während seiner Präsentation zeigte er auf, dass Verdickungsmittel die niedrige dynamische Viskosität verstärken und damit sowohl das Abrutschen als auch die Hautbildung zu reduzieren und eine hohe dynamische Viskosität bei Tätigkeiten wie Schaufeln, Pumpen, Sprayanwendungen und Nivellierung zur Arbeitserleichterung verringern.
Der nächste Vortragende, Jean-Christophe Champier (Sofraden), sprach über die Rolle von automatischer Reinigung bei der Reduzierung der Zeit zwischen Produktwechseln und der Vermeidung von Produkt-Kontaminationen in Trockenmörtelwerken. Einer der Vorteile dieses Systems ist die Möglichkeit, mit einer hochproduktiven Produktionslinie viele verschiedene Produkte (oft über 100 verschiedene Rezepturen) herstellen zu können. Dazu ist das Verfahren umweltfreundlich, da sowenig Abfall wie möglich entsteht. Das System arbeitet mit Druckluft und Düsen, um das Produkt anzuheben, und nutzt eine Verbindung zum Entstaubungssystem, um allen Staub aus dem Mischer zu entfernen. Es arbeitet im Wechsel zwischen Anheben und Absaugen.
Lothar Hellenkamp (Conmix) sprach zum Abschluss des ersten Vortragsblocks. Er erläuterte wie die Nutzung von Maschinen bei der Aufbringung von industriellen Putzen auf Fassaden, die die Effizienz eines Bauprojektes steigert und wie dieser Weg eine der Hauptkompetenzen sein könnte, die nun von Bauunternehmern für nachhaltigen Bau in Indien gebraucht wird.
Danach genossen die Delegierten ihre Kaffeepause, nutzten die Zeit zum Netzwerken und betrachteten den Industry Showcase, auf dem sich einige der teilnehmenden Firmen präsentierten (Wacker, Frigmaires, Evonik, Sofraden, Doubrava, Rockwood and JK White Cement).
Saulat Khan (Wacker) war der erste Referent des zweiten Blocks. Er sprach über Reparaturmörtel die mit Dispersionspulvern modifiziert wurden. In seiner Präsentation zeigte er auf, wie die Polymermodifizierung die Widerstandskraft des Betons gegen Karbonatisierung verbessert. Tatsächlich verbessert die Zugabe von solchen Materialien noch viele andere Eigenschaften, wie die Haftung auf altem Beton und Stahl, die Druckbelastbarkeit und die Biegefestigkeit.
Als nächstes gab Dr. Arjunan Periaswami (MYK Laticrete) einen Überblick über die Standards und Spezifikationen, die für Fliesenkleber in Indien verfügbar sind (BIS 15477). Dabei betonte er, dass die indischen Standards nicht für den aktuellen Bedarf und die wachsenden Trends bei Fliesen- und Stein-Installationen ausreichen. Im Laufe seiner Präsentation ging er auf weltweite Standards für Fliesenkleber ein. Darauf aufbauend diskutierte er Vorschläge zur Entwicklung einer für Indien richtigen Vorgehensweise und mahnte Trockenmörtel- und Rohmaterialhersteller, gemeinsam einen Standard für die indische Fliesen und Steinindustrie weiterzuentwickeln.
Jörg Lang (Akzo Nobel) sprach danach über Fehler bei der Dünnbettverlegung von Fliesen wenn die offene Zeit überschritten wurde. Seine Präsentation beschäftigte sich mit einer neuen Labormethode um die Entwicklung der Hautbildung von Mörteln an Proben zu untersuchen, die nach EN 1347 produziert wurden. Die Fliese wird durch eine Glasplatte ersetzt, bei seitlicher Beleuchtung entsteht an der Trennfläche zum Mörtel ein Interferenzmuster, das es erlaubt, die Schichtstrukturen zu untersuchen (eingeschlossene Luft und Trocknungsstruktur).
Vor dem Mittagessen trug Torsten Busch (Aqualon) vor, wie die Performance von zementbasierten Trockenmörteln in heißem Klima durch die Zugabe von Zellulose-Äthern verbessert werden kann. Er erklärte, dass die Herausforderung bei extremen Klimabedingungen wie hohen Temperaturen, trockener Luft, Wind und porösen Substraten, vor allem die Verhinderung von Wasserverlust bei den Mörteln ist. Neue Arten von Zellulose-Äthern können die Wasser-Retention sogar bei 70 °C verbessern. Konsequenterweise werden Verarbeitungsspielraum und Glättungszeit verbessert.
Nach dem Mittagessen referierte Dr. Sumon Chakravarty (Ultratech) über das Potential der Trockenmörteltechnologie in Indien mit einem besonderen Augenmerk auf die Volumenanwendungen. Er sprach sich für eine gemeinsame Anstrengung der indischen Baumaterialindustrie aus, um großflächig, vor allem in den Städten, industriell gemischte Maurermörtel, Grundputze und Estriche einzuführen, sowie verstärkt auf Baustellenmaschinerie bei der Verarbeitung derselben zu setzen.
Nach der Teepause präsentierte Dr. Goutam Bhattacharya (Kerneos S. A.). Er sprach über die Applikation von Calcium-Aluminat-Zement (HAC) und organischer Technologie bei Trockenmörteln. Er erklärte, dass HAC mit Portlandzement und Calciumsulfat gemischt wird, sodass das entstehende Bindemittel bei Durchfeuchtung Ettringit produziert, die zu schnellem Trocknen und verbesserter früher Festigkeit sowie der Verhinderung von Volumenkontraktion dienen.
Der letzte Vortrag kam von Stefano Carra (Mapei), der erklärte, wie die Bauindustrie von Standards profitieren kann. Als Beispiel diente ihm hierbei ISO 13007. ISO 13007 definiert Richtlinien bezüglich des Produktes, der Arbeitsmethoden und Anwendungseigenschaften für Fliesenkleber für Keramik. Der Standard spezifiziert Werte von Leistungsvorgaben für alle Keramik-Fliesenkleber.
Am Ende des Tages gab Ferdinand Leopolder eine Zusammenfassung der Konferenz und einen Ausblick auf die Aktivitäten in Indien in der Zukunft. drymix.info wird aktiv dabei helfen, die Bemühungen für die Nationale Allianz der Indischen Trockenmörtelhersteller zu unterstützen.
Im Laufe der Konferenz wurde auch eine moderierte Podiumsdiskussion zum Stand der Trockenmörtelindustrie in Indien gehalten (Bild 3). Die Diskussionsteilnehmer waren B.V.B. Pai (Anil Counto Enterprises, Goa), Amar Palta (Laticrete, Bangalore), Ms Shubhangi Devlekar (Evonik, Mumbai), Dinesh Chandran (Madras Cement) und Dr. Sumon Chakravarty (Ultratech, Mumbai). F. Leopolder moderierte die Diskussion. Die Hauptthemen waren:
Es wurde festgestellt, dass Anwendertraining der Schlüssel für die erfolgreiche Einführung von Spezialmörteln in Indien ist. Ein hoher Prozentsatz von Arbeitern in der Mörtelbranche arbeitet weiterhin mit handgemischten Mörteln, auch wenn die Anwendung eigentlich Spezialmörtel erfordert. Einer der Diskussionsteilnehmer schlug vor, mehr Maschinen zu verwenden, um die Baugeschwindigkeit zu erhöhen, da die Kunden schnellere Bauzeiten verlangen.
Ein Diskussionsteilnehmer zitierte einen drastischen Kommentar von einem Architekten der sagte: „Jedes Haus in Mumbai ist wasserfest – und jedes Haus ist undicht“. Im Kampf um Marktanteile werden die Preise gesenkt und dabei die Qualität vernachlässigt. Ein anderer Teilnehmer stimmte zu und stellte in Frage zur Diskussion, ob die Hersteller falsche Versprechungen machen. Er schlug eine Qualitäts-Allianz vor, nachdem er bezweifelte, wie ein Produkt für fünf Indische Rupien pro Einheit genauso viel leisten kann, wie ein Produkt für 50 Indische Rupien pro Einheit.
Die Diskussionsteilnehmer befürworteten die Entwicklung von Spezifikationen für alle wichtigen Mörteltypen die in Indien genutzt werden. „Wir können nicht darauf warten, dass die Regierung Spezifikationen freigibt oder festlegt“ sagte ein Diskussionsteilnehmer aus der Branche. Er bat drymix.info um Hilfe, verfügbare Spezifikationen und Standards aus der weltweiten Mörtelbranche zu sammeln und zu präsentieren, um Indien-spezifische entwickeln zu können.
Einige der Diskussionsteilnehmer schlugen vor, dass die Labore von Universitäten und Hochschulen für Tests von Mörteleigenschaften verwendet werden könnten. Andere Teilnehmer sprachen sich dagegen aus, da sie die Meinung vertraten, dass die Lehranstalten des Landes nicht genug Kapazitäten für Mörteltests haben.
Ein Diskussionsteilnehmer mit vielen Jahren Erfahrung in der Zement und Beton Branche zählte die wichtigsten Hürden, die die Marktentwicklung in Indien behindern, auf. Er erwähnte die Nichtverfügbarkeit von Sand und einen Mangel an ausgebildeten Arbeitskräften und passenden Maschinen in Indien, die das Verputzen von Hand ersetzen könnten. Die Kosten für Logistik bei Entfernungen über 200 km war ein weiteres Thema. Es wurde geschlussfolgert, dass Entwickler und Bauunternehmer regelmäßig zusammentreffen sollten, um moderne Mörteltechnologien in neuen Bauprojekten einzuführen. Daraus entstand die Idee, eine Nationale Allianz der Indischen Trockenmörtelhersteller zu gründen, um Ausbildung und Innovationen sowie die Festlegung von Standards in Indien zu fördern.