VDMA Bau- und Baustoffmaschinen: Aufwärtstrend setzt sich fort
Der Umsatz der deutschen Bau- und Baustoffmaschinenindustrie ist 2010 um 13 % auf 10,6 Mrd. € gestiegen (Bild 1). Davon entfallen 6,3 Mrd. € auf den Baumaschinensektor und 4,3 Mrd. € auf die Baustoff-, Glas- und Keramikmaschinensparte. Die Branche geht für das laufende Jahr für beide Teilbranchen von einem weiteren Umsatzwachstum von je 10 % aus.
Starke Spreizung in den Teilbranchen
2010 lief für die Unternehmen insgesamt besser als erwartet. Innerhalb der Teilbranchen war die Spreizung allerdings beachtlich (Bild 2). Während sich der Umsatz bei Erdbaumaschinen mit plus 25 % und bei Straßenbaumaschinen mit plus 38 % beachtlich entwickelte, lief es bei Hochbaumaschinen mit Minus 10 % und in der Betontechnik weniger rund. Auch die Hersteller von Baustoffmaschinen legten mit plus 1 % Umsatz nur minimal zu.
Aufträge kommen wieder
Anders verlief die Entwicklung bei den Auftragseingängen. In der zweiten Hälfte des letzten Jahres zog die Nachfrage in allen Bereichen stark an. Die Baumaschinenhersteller verzeichnen aktuell ein Auftragsplus von 56 %, die Baustoffmaschinenhersteller von 34 % gegenüber dem Vergleichszeitraum 2010.
Lieferengpässe bei Komponenten
Auch die Kapazitätsauslastung entwickelt sich wieder erfreulich. Im Durchschnitt reicht sie branchenweit an die 80 % Marke. Dass die meisten Firmen in der Krise ihre Stammbelegschaft gehalten haben, erweist sich jetzt als günstig. Gebremst wird der Schwung nur von der Zulieferindustrie. Einzelne Komponenten haben Lieferzeiten von 25 bis zu 32 Wochen. Mancher Baumaschinenhersteller befürchtet bereits, das ein oder andere Geschäft gar nicht bedienen zu können. Zu den Lieferengpässen kommen die hohen Rohstoff-, Stahl- und Naturkautschukpreise, die auf die Maschinen- und Anlagenhersteller voll durchschlagen.
Ausland treibt die Nachfrage
Impulsgeber für den momentanen Aufwärtstrend ist das Ausland. Vor allem in China und Indien spielt die Musik, aber auch der Nahe und Mittlere Osten sowie Brasilien setzen Akzente. Russland, der wichtige Markt der Branche vor der Haustür, befindet sich mit seinem riesigen Bedarf an Ausrüstungen aktuell noch in Warteposition. Die Nachfrage in den Industrieländern ist weiterhin verhalten und wird es laut Expertenmeinung auch mittelfristig bleiben. Die Zeiten, in denen Europa, Nordamerika und Japan gemeinsam zwei Drittel der Weltnachfrage nach Baumaschinen ausmachten, sind passé. Schon heute wird von allen weltweit produzierten Baumaschinen fast jede zweite in China abgesetzt.
Märkte verschieben sich
Die Verschiebung der Märkte treibt die Internationalisierung der Unternehmen und ihre Lokalisierung in Boomregionen voran. „Mit reinen Verkaufstätigkeiten ist es heute nicht mehr getan“, sagt beispielsweise Klaus Beer, Geschäftsführer des mittelständischen Baustoffmaschinenherstellers Hazemag. „Man muss auch da produzieren, wo die Märkte sind“. Die Hazemag verfügt neben ihrem Stammsitz in Dülmen bereits über Produktionsstätten in China, in Nord- und in Südafrika und ist gerade dabei ein Werk in Brasilien zu eröffnen. Das Unternehmen ist kein Einzelfall. Außenhandelsstatistik und Exportzahlen geben nur noch bedingt darüber Auskunft wie international die deutsche Bau- und Baustoffmaschinenindustrie bereits in der Breite aufgestellt ist.
EU-Regelungen verändern Markt
Nicht nur die sich ändernde Marktordnung, auch die hohen Umweltstandards, die gerade mobile Maschinen in Europa und Nordamerika beispielsweise mit den neuen Abgasrichtlinien erfüllen müssen, fordern die Unternehmen und ihre Kunden weit über das Jahr 2011 hinaus heraus. Wenn im Frühjahr in der Europäischen Union die nächste Abgasstufe 3b für mobile Maschinen in Kraft tritt, kommen nach aufwendigen und kostenintensiven Entwicklungen viele neue Modelle auf den europäischen Markt. Die Hersteller gehen davon aus, dass der ein oder andere Kunde deshalb Investitionen vorziehen wird und sich schon jetzt für die ultramodernen und umweltschonenden Maschinen entscheidet. Mitziehen müssen Kunden in Europa und Nordamerika in jedem Fall, denn mittelfristig werden nur noch die abgasarmen Modelle am Markt zu haben sein.